Samstag, 28. April 2007

Rüstungsexporte & Tunnelsicht

Argh!

Sicherlich ist der verbliebene Rest der deutschen Werftindustrie wert durch verkaufsfördernde Maßnahmen erhalten zu werden. ABER:

Warum, bitteschön, muss das immer wieder im Rahmen von dubiosen Rüstungsexporten geschehen? Ich habe ja noch fast verstehen können, das der deutsche Staat Israel seine top of the pops Brennstoffzellen U-Boote verkauft; auch wenn bei diesem Deal schon der kleine aber feine Haken bestand, dass eine Umrüstung zum Kernwaffenträger nicht verhindert, sondern vom Kunden erwünscht war. (Ja auch Israel, hat diese, darum will der Iran als Regionalmacht da unten nicht ins Hintertreffen geraten... sehr zum Erstaunen des Restes der Welt.)

Nun aber soll Pakistan auch noch solche tollen deutschen U-Boote erhalten.
Wir erinnern uns: Pakistan ist der demokratisch und menschenrechtlich nicht ganz so koschere Nachbarstaat von Indien, der inzwischen auch Nuklearmacht geworden ist. Darum hat Mr. President Indien neulich Atomwaffen nicht nur erlaubt, sondern auch vermacht. Und diese beiden liegen ab und an mal an der Grenze mehr oder weniger heftig im Streit um Kaschmir & beharken sich gegenseitig.

Warum sollen wir diese U-Boote also nicht verkaufen: Pakistan zahlt doch auch darfür. Bevor wieder ein US Konzern das ganze know-how aufkauft ... oder, wie in diesem Fall: Bevor uns die Franzosen den Deal vor der Nase wegschnappen! Ja, Mensch, das geht doch nicht, wir müssen doch unsere Arbeitsplätze retten!

Schätzen wir mal ab:
3 U-Boote herzustellen sichert vielleicht 5000 Arbeitsplätze (mit Zulieferern) für 2 Jahre.
Gezahlt wird in Anlehung an die Hermes Absicherung über 1 Mrd. Euro eben diese Summe.
Den Managern & Aktionären von Thyssen Krupp gefällt dies sehr.
Ebenso dem pakistanischen Militär, können sie doch nun ihre Flugkörper vor den Augen der Feinde verstecken und auch mit ?nuklear? Sprengköpfen in den Weltmeeren herumfahren.
Sich also so richtig groß fühlen, wie die USA, RU, UK, CN?, F?, IL ... das ist schon ein elitärer kleiner Kreis der Allmächtigen, weil: Indien ist nicht dabei.

Ob dadurch die Irrationalität & Gefahr einer nuklearen Katastrophe steigt, interessiert doch wieder keinen - egal ob deutsche oder französische Jobs etwas gesichert werden bzw. welcher Nationalität die Manager sind, die sich das Fäustchen reiben - die Anleger sind eh global verteilt. Ebenso wie der Fallout, der daraus resultieren könnte.
Darum: NEIN, solch ein Deal darf es nicht geben!

Den Spass mit U-Booten unter & durch die Meere zu preschen mag man ihnen jedoch gönnen:

Hier ist ein aktuelles und wohl auch recht kostengünstiges Angebot - guter Jahrgang, schönes Design, und warhaft ein ehrenvoller Vertreter seiner Art ausgeschrieben: "U 12" Klasse 205B/09.

Komisch nur: Wie streng die Vorschriften zum Erwerb dieses Veteranen sind....

Freitag, 27. April 2007

Respekt!

Nein, nicht für die 46 jährige Mutter, die lebt ja bei ihrem Freund. Erwachsene Menschen, die sich auf Kosten ihrer Kinder aus der selbstverschuldeten Misere ziehen wollen, obwohl es doch noch staatliche und nicht-staatliche Hilfsangebote gibt, sind einfach nur unglaublich verantwortungslos und dumm.

Respekt für den 12 Jahre alten Sohn, den ältesten von 4 Geschwistern zwischen 8 und 12, der sich um seine Geschwister gekümmert hat, seit die Mutter im Sommer 2006 (sic!) nur noch ab und zu in die versiffte Wohnung kommt, um den Kids 5 Euro zum Überleben zuzustecken.

Fast ein Jahr hat er das Überleben seines Bruders & der Schwestern gesichert, bevor er sich überfordert fühlte und beim Jugendamt nach Hilfe telefonierte (so jedenfalls SPIEGEL Online).
Bravo armer kleiner, großer Mann, deine Mutter hatte das nicht geschafft!

Nun wird diese kleine geschundene Überlebensgemeinschaft jedoch auch noch zur Heimunterbringung aufgeteilt.

So erschütternd die Meldung auch ist, zeigt sie doch, wie verantwortungsvoll Kids sein können.

Ich wundere mich nur, warum die Schule oder die Nachbarn sich nicht früher geregt haben?
Ob sich ihr neuer Heimalltag so gestaltet, daß sie weiterhin Kontakt zueinander haben können?

Ab welchem Alter Kids selbständig überleben können, war früher ja nur als Schocker aus Reportagen über Strassenkids in der "3. Welt" bzw. aus dem zerfallenen Ostblock bekannt.
Wir erinnern uns an die Bilder von Müllkippen Gangs und an lösungsmittelschnüffelnden Kids in Fernwärmeverteilern. Bekannt aus Film und Fernsehen, Welcome now to Berlin!

Donnerstag, 26. April 2007

Dumm gelaufen ... Herr Innenminister

Na, ei der Daus!
Da hat der Herr Diskurstester, der gerne erst einmal seine thematischen Blendschockgranaten stakkatoartig in die Runde wirft, um die Reaktionen zu testen, mal ganz flink reagiert: Dummerweise ist es ja aufgeflogen, dass die ganze Zeit schon heimlich gelauscht wurde. Nun ist's erst mal aus damit.

Brav! Weiter so Herr Schäuble!

Mittwoch, 25. April 2007

Ver-rückt, ver-schoben


Inzwischen finde ich mich langsam damit ab, dass "Erichs Lampenladen" nun demontiert, skeletiert, ganz abserviert wird. Abgewickelt und zurückgespult, wird so Geschichte und Architektur, ja das Gedächtnis der Stadt stromlinienförmig auf das gewünschte zurückgestutzt.
Das "sozialisitsche" Haar in der Suppe der "hochkulturellen" historischen Erinnerungen entfernt, zugunsten einer fahlen Reimplantation des einst so stolzen Hauptstadthaares in Form eines sinn-entleerten Wiedererweckungsgebäudes. Haupsache repräsentativ, und natürlich hoch historisch.

Wo Palast war, darf kein Lampenladen, gar Kulturraum der Graswurzeln sein! Das Scheinargument der zu hohen Asbest-Sanierungskosten wird angesichts der diese Woche vom Bund getroffenen Zusage zur Übernahme von fast 500.000.000 Euro offenbar: Wieviel wäre dies in Krippen/Kita-Plätzen oder in Tonnen Lehrmaterialien zur Förderung von Schülern? Egal, ein solch exponiertes "Bethanien II" wäre in dem Kontext des Ortes ja keinesfalls zu dulden gewesen. Zu sehr könnte sich die Erinnerung an die Protagonisten der Wende und die Ambivalenz der Vereinigung an diesem Bruch zwischen Historie, (P)Ostmoderne und Westalltag reiben.

Interessant ist übrigens, dass aktuell nur ca. 2/3 der ursprünglich veranschlagten Summe als Baukosten geplant und bewilligt sind. 2005 waren Experten in dem ersten Machbarkeitsgutachten von 530 - 780 Mio Euro im Rahmen einer Public_Private_Partnership ausgegangen. Na, von den zu erwartenden Kostenexplosionen und Baumängeln mal ganz zu schweigen. Und nun? Kein Humboldt-Forum, keine grosse Bibliothek, dafür aber mit Kuppel und einem Forum "das die Geschichte erlebbar" werden lassen soll. Wird es nun jeweils am 9. November einen Karl Liebknecht Memorial Event geben, bei dem die „Freie Sozialistische Republik Deutschland“ vom Balkon ausgerufen wird und die Menschenmengen vorbeiziehender Touristen auf die internationale Revolution eingeschworen werden?

Nicht nur schenkt die Kanzlerin dem Volk das Schloss - sondern auch Chinesische Investoren Oranienburg ein China Town. Das soll genau so teuer werden, wie das Schloss, aber allein aus Privatmitteln finanziert sein. Wer soll aber dort verzückt und konsumbereit durch die Gäßchen schlendern? Hallo? Wer sind die Touristen der Zukunft? Wollen neben den US-Amerikanern und den eher ambivalenten Japanern Chinesen wirklich in Europa ein hochtraditionelles Andenken an rein inszenierte Authentizität (z.B. überwundener Systeme) bewundern? Tolle Idee, nur wer soll dafür zahlen?


Die Tütenpizza wäre sicherlich ein potentieller Metropolenerster unter den Startup Ideen, ein China-Lieferservice per Fahrrad in Boom town Berlin ein klimarelevanter runner up - ohne all zu große Investitionen. Doch die Summen im Spiel lassen die Sinne schwinden: 500 Mio Euro auf 41000 Einwohner ... hier lasse mensch die Imagination dieses montären Options- und Gestaltungsraumes fließen, was nicht alles dort finanziert werden könnte. Oder eben, wie schon gesagt, unser Stadtschloss. Ist doch auch viel fairer 500 Mio Euro auf 3,4 mio Einwohner anzuwenden - in der Hauptstadt.

Klaus, da musst Du tätig werden! Jetzt da wir auch Papst sind, da bedarf es solch repräsentativer Stätten der Huldigung; in der nach weltlicher Geltung strebenden Hauptstadt Deutschlands darf das nicht fehlen! Das fehlt uns noch - wenn wir das haben, kommen wir sicher in den Weltsicherheitsrat!
Also: Überzeuge die chinesischen Investoren davon, uns einen Palast der Winde - oder eben unser Stadtschloss - etwas authentisch aufgearbeitet - für die Berliner Stadtmitte zu spendieren! Mit einem Transrapidanschluß (Zwischenstopp Adlershof) zur Cargolifterhalle - pardon - zum Tropical Paradise nach ... wo war das doch gleich?

Und noch ein Tip: Vergesst den Ausbau Berlin-Schönefeld! Baut lieber gleich in Brand auch noch ein Raumfahrtforschungszentrum mit Raumhafen. Denn nun, da die "zweite Erde" entdeckt wurde, und nach der Meldung des Kryptonitfundes in Serbien, kommt es in den nächsten 10 Monaten auch zur Zündung des ersten Warpantriebes - der zugegebenermaßen eigentlich irrtümlich bei der Verkabelung einer Soundanlage für eine Rave in den Forsten Brandenburgs gezündet werden wird und so den Erstkontakt zu den Vulkaniern etabliert. Es ist von geopolitischer Bedeutung, dass dies derzeit aus der Mitte Europas, und nicht aus den Weiten der Pampa im Mittleren Westen der USA geschieht!

RL is much weirder than SL!

Be it.

Montag, 16. April 2007

Superspam


Spam ist eigentlich eine lästige Angelegenheit. Einfacher Spam. Spam, der mir Penisverlängerungen, Viagra, Pinkslips und Seidensprünge anbietet, als gäbe es kein morgen. Aus der Masse an unerwünschten eMails sticht aber hin und wieder ein Exemplar hervor, aus was für einem Grund auch immer: es ist grad' langweilig, der Betreff ist schon ein Lacher oder - meine Lieblinge - "Account"-Mails. Manchmal lese ich dann die eine oder andere Spammail, und - noch manchmaler - behalte eine solche Mail: weil sie sich für meine Kategorie "Superspam" qualifiziert hat. Superspam zeichnet sich durch eine Sprache aus, die deutsch sein soll. Übersetzt aus irgendeiner Sprache ins Deutsche mit einer offenbar sehr sehr frühen Babelfish-Version. Da können dann folgende "Sätze" zu lesen sein:
  • "Zusätzlich kann die Email-Adresse Ihretwegen herumhantiert worden sein, der ist, warum Sie ein Email über jede nicht bevollmächtigte Tätigkeit nicht erhalten haben können."
  • "Wenn Ihr Konto in jeder nicht bevollmächtigten Tätigkeit, wie Schlagseite habende Einzelheiten oder stellende Gebote verwendet wurde, ist diese Tätigkeit ohne Vorfall gestrichen worden."
oder mein absoluter Favorit in zitierter Beispielmail:
  • "Um Kontrolle Ihres Kontos wiederzugewinnen, klicken Sie bitte auf das Verbindungsgebrüll."
Aber ja doch, davon will ich mehr!

Donnerstag, 12. April 2007

Kurt Vonnegut

"Gab's in meiner Jugend etwas in den USA, das ich, abgesehen von der Jugend, heute gern wiederhätte? Das gab's, und es ist kaum auszuhalten, so gern hätt ich's noch einmal: keine Ahnung davon, wie bald wir Menschenwesen unsren feuchten, blau-grünen Planeten für Menschenwesen unbewohnbar machen werden. Wir sind nicht zu bremsen. Wir vermehren uns weiter wie die Karnickel. Wir treiben weiter hirnrissige Techniken voran, die unabsehbar scheußliche Nebenwirkungen haben. Wir flicken nur äußerlich an unsren einstürzenden Städten herum. Wir räumen nichtmal den giftigen Dreck richtig weg, den wir selber gemacht haben."

Im Alter von 84 Jahren ist Kurt Vonnegut in New York verstorben.
Mit seinen feinsinnigen Satiren, mal im Science-Fiction-Gewand, mal im Stil der Beat Generation gehalten, wurde er einer der meistgelesenen Literaten der Gegenwartsliteratur, sein Werk "Slaughterhouse 5" erlangte geradezu Kultstatus.
Sein grimmiger Blick auf die Gesellschaften, sein zum Teil bissiger Humor, mit denen er eigene Erlebnisse und Beobachtungen in Romane und Shorts verarbeitete, wird meines Erachtens von keinem anderen Literaten erreicht. Sein Tod ist ein herber Verlust für die heute leider sehr glatt gebügelte Schreiberzunft.

"Wenn Wesen aus Fliegenden Untertassen oder Engel oder sonstwer in, sagen wir, hundert Jahren hierher kämen und wir ausgestorben sind wie die Dinosaurier, welchen Gruß könnten wir ihnen hinterlassen auf einem Hang des Grand Canyon? Hier der Vorschlag eines alten Kackers:

VIELLEICHT HÄTTEN WIR UNS RETTEN KÖNNEN, ABER WIR WAREN ZU STINKEFAUL, ES ERNSTLICH ANZUPACKEN."

Kurt Vonnegut (1922 - 2007)

Montag, 2. April 2007

Produkte verachten - heute: Musik

An Knut kommt man nicht vorbei, vor allem nicht, wenn man in Berlin lebt. Nachdem Online- und Printmedien ihre Leser nahezu mit Echtzeit-Berichterstattung zu "Cute Knut" malträtierten (und wahrscheinlich auch Funk und Fernsehen - keine Ahnung, hab' ich beides nicht), nimmt sich nun auch die Musikindustrie des Themas an. Erwartungsgemäß, für ein Cash In ist der Branche kein Anlaß zu blöd. Die Drohungen um den 20. März herum ließen schlimmes befürchten - und das Worst Case Scenario ist eingetreten. Mike Pyczak und PJ Wassermann produzierten den Knut-Song. Schnappi war im Nachhinein und im Vergleich zu vorliegendem Werk "süß". Text, Melodie, Sängerin - irgendwie noch süß.

Melodie ist im Knut-Song nicht vorhanden oder kann nur von ganz simplen Gemütern wahrgenommen werden. Im Vergleich könnte der Soundtrack in alten Sega-Spielen wie "Alex Kidd" durchaus als vielschichtig bezeichnet werden. Der Melodie in nichts nach steht der Text des Knut-Songs: er ist grenzdebil. Auszug gefällig? "Grosse Bären fressen Fisch, na wenn se woll‘n, dann soll‘n se, bin ich mal gross dann gibt‘s bei mir gefrornen Kormoran." ... und Goethe mußte sterben!

Für die Unerschrockenen unter uns: erstehen kann man das hier verachtete Produkt an dieser Stelle.

Bild in diesem Blog-Entry: migusto.de (oder von wem auch immer)
Text: Mike Pyczak
Musik: PJ Wassermann
Originalverlag: hypermusic Switzerland
Executive Producer; Mike Pyczak
Musical Producer: PJ Wassermann, hypermusic Studios.

Sonntag, 1. April 2007

Hölzerne Elster



Der Chaos Computer Club berichtet in einem am 01.04.2007 erschienenen Artikel, daß sich in der aktuellen Version der Steuersoftware Elster (vertrieben seit 19.03.2007) der Bundestrojaner verbirgt. Der Einsatz dieses "Bundestrojaners" ist aber laut Urteil des 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) nicht durch die Strafprozessordnung gedeckt und dürfe somit nicht eingesetzt werden.

Der CCC berichtet weiterhin, daß die Software eine Schwachstelle ausweist, die es Angreifern erlaubt, Daten und Code nachzuladen. Ein Ausnutzen dieser Schwachstelle sei bereits beobachtet worden. Darüber hinaus sei es zu ersten Zusammenschlüssen von Rechnern zu sogenannten Bot-Netzen gekommen. Und ein weiteres pikantes Detail ist dem Artikel zu entnehmen: Angeblich wurde die entsprechende Software nicht von BKA-Mitarbeitern, sondern aus Kostengründen von Fachkräften aus dem Ausland programmiert worden.

Im Augenblick bin ich geneigt, das für einen Aprilscherz zu halten - on the other hand ...

UPDATE 02.04.2007
Zwar klärt der CCC auf seiner Homepage bis dato nicht über seinen Aprilscherz auf, doch wird in den Medien über den Artikel als Scherz gesprochen. In eine ähnliche Kerbe schlug am 01. April das ULD (Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein), welches das Datum zum Anlaß nahm, die gesetzliche Erlaubnis, heimliche Datenschutzkontrollen mit Hilfe von Trojanern durchführen zu können, zu fordern.

Die Szenarien, die hier aufgezeigt wurden, sind heute ein Scherz. Und morgen?