Da hatte sich der geneigte Leser der Süddeutschen schon gefreut: „Hurra, hab ich heute nichts internes aus der Telekom zu berichten, die Quelle schwieg,“ da schlägt das Handelsblatt auf Seite 14 heute am Montag hinsichtlich der T-Systems in die vollen:
"Insider berichten von einem desolaten Zustand bei T-Systems."
Wundert das wirklich jemanden? Ja, es wäre zwar noch zu definieren, worauf sich diese Aussage bezieht, aber wenn es um die Prozesse und die interne Software (eBest) geht, hab ich aus erster Hand gehört, daß das nur bestätigt werden kann.
"Man habe so gut wie keine Aufträge in der Pipeline. Die Geschäftspläne für dieses Jahr seien bislang um Längen verfehlt worden, ist zu hören."
Ui, das hören die armen Mitarbeiter sicher nicht gerne. Nein, nicht wegen der Angst eventuell entlassen zu werden. Ich habe mir sagen lassen, dass es dabei direkt um's Geld geht. So gibt es sogenannte "Jahreszielgehälter". Diese bestehen aus einem fixen und einem variablen Anteil – je nach Tarifstufe fäng das bei 5 % an und klettert auf bis zu 20% bei der T10 – der Senior Ausprägung, die sich auch schon mit den Aussertariflichen Gehältern überlappt. Dafür gibt es kein Weihnachtsgeld, kein 13. Gehalt oder sonstigen Schnickschnack: Der Mitarbeiter (MA) vereinbart mit seinem Unmittelbaren Persönlichen Vorgesetzen (UPV) im Rahmen des Prozesses "Führen mit Zielen" 3-5 qualitativ & quantitativ messbare Ziele. Der variable Anteil wird vom Unternehmen erst einmal einbehalten, und am Ende des Jahres wird dann geschaut, was nun so gelaufen ist. Dabei werden 1/3 des variablen Anteils von der Zielereichung der Organisation, 2/3 von der Leistung des MAs bestimmt.
Meist werden den MAs, die von ihnen zu buchenden Stunden zur Kostendeckung aufgedrückt - die von vielen aber leider auch bei bestem Willen nicht zu beeinflussen sind - aber das ist ein anderes Thema. Das oben angesprochene Verpassen der Geschäftsziele bildet sich natürlich wiederum auch im ersten Drittel der Unternehmensziele der variablen Vergütung (negativ) ab.
Wenn nun die Unternehmensziele einbrechen, dann muss der MA, um überhaupt 100% seines Jahreszielgehaltes ausgezahlt zu bekommen, bei den eigenen Zielen mehr als 100% erreichen. Dies allein, habe ich mir sagen lassen, führt intern schon zu einigem Unmut. Da dies auch als Instrument zur Lohnkostenreduktion eingesetzt wird, müssen Zielerreichungen ab 125% vom UPV an dessen Vorgesetzten begründet werden.
Doch lesen wir weiter: "Einen Vorgeschmack lieferten die Zahlen des ersten Quartals. So ist der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um mehr als zwei Drittel eingebrochen." Autsch! Und das genau in der Phase, in der ein potenter Käufer gesucht wird. Das ist bitter – und kann die Telekom richtig teuer kommen (siehe das von Hr. Pauly bei Siemens vorangetriebene Modell mit Benq und der Mobilfunksparte: „Hey, wir zahlen euch die Lohnkosten für ein Jahr, dann die Abfindungszahlungen, schenken Euch die Patente, nur bitte bitte, schaut zu, dass wir unsere Mitarbeiter endlich ohne unserem Ruf zu schaden, los werden!!“).
Richtig ärgerlich ist, daß die frische Reoraganisation offensichtlich nicht gefruchtet hat. Dumm gelaufen.
Auf der anderen Seite wundert diese Auftragslage schon, und scheint ein auf bestimmte Organisationsbereiche beschränktes Bild zu sein. Denn bei den kleinen gallischen Dörfern mit florierendem Geschäft brummt es:
Sowohl die als GmbH eigenständige MMS Dresden, die damals von einigen Abtrünnigen von Pixelpark mit dem Web-Portal Kunden Barmer Ersatzkasse mit aufgebaut wurde, als auch die P&D Einheiten des ehemaligen ENPS Darmstadt, das die vom Personalabbau 2004 verschonten Reste der Berkom angeflanscht bekommen hatte, und dies auch erfolgreich am Markt positionierte, bevor es dann Anfang 2007 in mehrere Untereinheiten zerschlagen wurde, können sich über mangelnde Aufträge nicht beschweren.
Scheinbar ist das aus der T-Systems Strategie gestrichene Thema Innovationen doch nicht ganz so marktuntauglich, wie immer angenommen – auch wenn es meist Aufträge für die Konzernmutter sind, die sich dort positiv in der Bilanz abbilden, und die gewünschten Millionenthemen mit Industriellem Outsourcing nach Indien hinken etwas hinterher …
… aber ich schweife schon wieder ab.
Hier wünscht sich der geneigte Leser sicherlich auch Haftungsregeln für die bisher unverbindlich im Raum schwebenden Berater aus Häusern mit klangvollen Namen zu fordern. Jeder Arzt, Rechtsanwalt, gar Handwerker muss sich bei Fehlentscheidungen auch wirtschaftlich zur Verantwortung ziehen lassen. Nicht aber die Berater, mit deren Tagessatz in ihrer Haushaltskasse, so manche mehrköpfige deutsche Familie einen Monat lang üppig überleben könnte.
Doch kommen wir zurück zum Handelsblattartikel: Er gipfelt in der Aussage, dass laut Aussage eines IT-Managers „derjenige, der da einsteigt, … sich einen ganz großen Besen kaufen“ muss.
Richtig: Und zwar um denjenigen, die die jetzige Situation fahrlässig, wenn nicht gar vorsätzlich herbeigeführt haben, auszukehren!
Denn, so wie es sich in den Mitarbeiterbefragungen abzeichnete: Der Fisch stinkt vom Kopfe her, so sagt der Volksmund.
"T-Systems hat fast schon mit jedem in der Branche geredet, höhnt, ein Experte"
Derzeit Streiken die Kollegen der T-Com.
Vielleicht kommen auch bald noch ein paar von der T-Systems hinzu?
Say no more!
*solidarisch die linke Faust für den Bekannten "corporate nigger with an attitude" erhebend*
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