Donnerstag, 7. Juni 2007

Management Mathematik (Telekom) oder: Was ist uns der Aktienkurs wert?

In der Hauptversammlung stimmen 8600 Aktionäre für die Zahlung einer Dividende von 72 Cent pro Aktie. Insgesamt werden 3,1 Mrd. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet; ca. 25% gehen davon an den Staat und 5% (ca. 150 Mio.) an die hungrige Blackstone.

Ein Streik wird seit Wochen durchgeführt, um Kosteneinsparungen von 500 - 900 Millionen Euro durch die Verschiebung von tausenden Mitarbeitern in neue und schlechtere Arbeitsverträge neuer "Service Gesellschaften" zu verhindern.

Wir merken: 20% weniger Dividende, das Argument der Kostensenkung wäre kein Problem. Doch weiter:

Der Kaufpreis des IT-Dienstleisters von Volkswagen (gedas) von T-Systems lag im Dezember 2005 bei rund 450 Millionen. Nun wird ein Seniorpartner für die gesamte T-Systems gesucht. Ups, dafür benötigt die übernehmende Firma einen freien Chefposten. Kein Problem.

Glücklicherweise wird dieser Mann grade wg. laufener Ermittlungen aus alten Tagen unhaltbar. Die Abfindung, die Pauly für seinen Abschied vom Chefposten T-Systems bezieht, soll bei 4,5 Millionen liegen.

Wie kann das sein?
Der Kaufpreis für ein ganzes Unternehmen nimmt den Umfang der minimal erwünschten Kostensenkung bei den Personalkosten an, (das Unternehmen wies im Jahr davor einen ungefähr gleichwertigen Umsatz aus) und der Chef bekommt für das Räumen seines Stuhles ein Volumen von einem Prozent dieser Summe. (Obwohl der bei Siemens, und nicht bei Telekoms fragwürdige Mails zu anonymisierten Zahlungen schrieb.)

Und trotz all dem:
Die Mobilsparte von Orange in den Niederlanden soll für 1,5 Milliarden gekauft werden.

Halt: War in Europa der Mobilfunkmarkt nicht gesättigt?
Warum geht man nicht in Bereiche, wo Mobilfunk grosse Wachstumsschancen hat?
Telenor ist z.B. in Afrika sehr erfolgreich mit Prepaid Telefonkarten:
Nicht nur entsteht damit eine schnell auszubauende Telekommunikationsinfrastruktur ohne Kabel in der Erde vergraben zu müssen. Auch befindet sich durch die Prepaid karten nun eine neue Form des Bankings und der Kleinkreditvergabe dort, die es zusätzlich den Bauern ermöglicht, den besten Preis für ihre Ware auf den Märkten der umliegenden Städte zu erfahren.

Klar, die Niederländer sind ja ein riesiger Mobilfunkmarkt - langfristig betrachtet werden diese Investitionen wohl vom Meer verschluckt.

Fazit: Wenn es um Geld geht, geht es nicht um die Summen, sondern um die dahinterstehenden Ziele. Langfristig soll die Attraktivität für den (institutionellen) Anleger vergrößert und der Kurs hochgehalten werden.

Der Bund bedient sich gern deskleinen Wadenbeisser Blackstone, um die unliebsamen und noch
ausstehenden Schmerzhaften Veränderungen von der staatlichen Behörde in ein leanes
Unternehmen einfordern zu lassen.

Auf Kosten der Mitarbeiter und der Kunden.


Nachtrag: 11.06.2007
Die Verhältnismäßigkeit der Summen gerät bei Firmen wie Blackstone ausser Kontrolle:
Futurezone meldet: "Stephen Schwarzman, Chef und Mitgründer der Beteiligungsgesellschaft Blackstone, bekommt ein Jahresgehalt von knapp 400 Millionen US-Dollar"
Das Jahresgehalt hätte also zum Kauf der gedas ausgereicht.

In der Zwischenzeit war auch bereits China mit 3 Milliarden bei Blackstone eingestiegen und hält somit ca. 10 % des Investors - und investiert so seinen Handelsüberschuss nicht mehr nur in Gold. Interessant.

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