Spiegel online berichtet über einen Fragebogen, der die persönlichen Vorlieben und Glaubensinhalte (Einstellungen und Meinungen) der Antragsteller abfragt: Vom Geschmack an exotischen Speisen, über Gewaltfilme hin zu (esotherischen) Glaubensfragen - alles fein verpackt in ein vom EU Sozialfond mit gefördertes Erhebungsinstrument.
" Die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Arbeit verspricht sich von der Aktion, "ein umfangreiches Profil der Kunden zu erhalten", um "passgenauere Instrumente für den Förderbedarf" zu entwickeln, so ein Mitarbeiter der Grundsatzabteilung." (SpiegelOnline)
Ich kann nicht verstehen, wie das helfen soll. Denn es fehlen doch noch wichtige Daten zum Psychogramm, zum genetischen Profil und zum Sexualverhalten bzw. den sexuellen Phantasien. Wie soll denn auf der sonst löchrigen Datenbasis vernünftig ermittelt werden können, ob sich jemand für eine Umschulung zum Floristen, Maler, Küchenhelfer oder Stripper eignet?
Die Datensammelwut erreicht eine neue Qualität. Offensichtlich wird hier am gesellschaftlichen Rand probiert & experimentiert, wie weit sich die Bürger mit Eingriffen in ihren Intimbereich & Individualität traktieren lassen. Mit der Keule des "gib Info, sonst kürzen wir Dir die Bezüge" wird sicherlich überzeugt. Über Scientology wird sich ereifert, aber der Staat darf das. Informationelle Selbstbestimmung??? Menschenwürde??? Hallo??
Ich frage mich, welcher Sozialwissenschaflter / Soziologe / Psychologe hat sich denn zu diesen Unsinn verleiten lassen.
Hier zeigt sich der Vorteil der Studienabschlußreform zur Erzeugung funktional einseztbarer Abgägner. Der für den Beruf qualifizierte BA kann Fragebögen erstellen, und der MA kann sie sicher auch multivariat auswerten. Ein methodisch und ethisch gebildeter diplomierter Akademiker hätte bei dem an ihn herangetragenen Wunsch nach solch einem Instrument hinterfragt, in wie weit solche Fragen vertretbar, und die einzelnen Angaben wirklich auf relevante Informationen hin auswertbar sind.
Na zum Glück soll ja jetzt die Bildungsoffensive kommen ...
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